Ein paar nicht ausgewogene und nicht neutrale Überlegungen zu Teams und deren Führungskräften. Im Februar folgt dann die Arbeit mit Gruppen unterwegs in der Natur: Coaching am Berg
Über Teams nachdenken
Traurige Sache, finde ich.
Teams leisten die eigentliche Arbeit des Unternehmens. Nicht die Führungskräfte.
Gute Teams zusammen halten, ihre Arbeits- und Leistungsfähigkeit sichern und Zusammenarbeit fördern ist die Basis funktionierender Produkte und Dienstleistungen. Die Basis des Kundennutzens. Teams müssten deshalb unterstützt und gefördert werden ohne Ende. Weniger die Führungskräfte.
Teams 2019
Spreche ich mit Personalern, höre ich immer wieder von Teams, die, manchmal seit Jahren, zutiefst vernachlässigt werden: Mehrmaliger, manchmal sehr kurzfristiger Wechsel der Führungskraft. Gerne eine monatelange Vakanz. Interim-Führungskräfte, die intensiv mit Macht- und Statuserhalt beschäftigt sind. Wortloser, nicht moderierter Austausch von Teammitgliedern usw.
Keine Weiterbildungen, bis auf fachlich unumgängliche. Lieblose, schematisierte Mitarbeitergespräche. Hier geht es NIE um „Fehler“, „Fehlverhalten“, „Defizite“ oder „Entwicklungspotenzial“ der Führungskraft, sondern ausschließlich um die des jeweiligen Mitarbeiters. Immer noch. Heutzutage. Ober schlägt unter. Leute, schafft diesen Mist bitte ab.
Teamgespräch statt Mitarbeitergespräch
Wenn Teams die eigentliche Arbeit machen, müsste ein Mitarbeiter-, besser ein Teamgespräch, so ablaufen, dass die Führungskraft ein Feedback bekommt, wie sinnvoll – nützlich – hilfreich ihre Arbeit für das Team war. Welchen Wertbeitrag sie für das Team geleistet hat, damit dieses Leistung bringen kann. Welche Qualität die Zusammenarbeit hatte. Wohin man sich – Team und Teamleitung – gemeinsam bewegen will. Idealerweise wäre diese Führungskraft von ihren Teammitgliedern vorher gewählt worden. Nicht vorgesetzt. Nicht als autoritäre Geste aus der Hierarchie eingesetzt, „die müssen mal auf Vordermann gebracht werden“, „die spuren nicht“, „die brauchen eine deutliche Ansage“.
Die Realität
Wie oft ich das höre. Heutzutage. Immer noch. Und wie oft nach der Arbeit mit Teams (oft auf Wunsch des Auftraggebers ohne die Teamleitung, weil, „sonst macht ja keiner den Mund auf“) deren Teamleitungen auftauchen, nach rechts und links schauen (alle weg?) und sagen, na, was meinen Sie, wer muss da raus? Der X taugt doch nichts. Die Hälfte müsste ersetzt werden, die bringen nichts. Haben die auch über mich geredet? Und dann jedes Mal konsterniert sind, wenn ich ihnen dann eine Rückmeldung gebe, wie ich sie gerade erlebe.
Diese erbärmliche Selbstzufriedenheit. Dieses als Dominanzverhalten getarnte niedrige Selbstwertgefühl. Dieses irre Kontrollbedürfnis: Meins, meins, alles meins.
Die Führungskraft als permanenter Richter und Kritiker. Geurteilt wird über die Menschen, denen man Vorbild, Unterstützung und Inspiration sein sollte. Eine Führungskraft, besonders im mittleren Management, ist so leicht austauschbar. Die Arbeit machen die Teams, mit oder ohne Leitung.
Teams: Freunde oder Fremde in der Nacht
Ich mag es total, mit Teams zu arbeiten: Mit einer Gruppe von Menschen, die erst mal alle unterschiedlich sind:
Alter, berufliche Herkunft, Persönlichkeit, Wünsche, Macken, Sinnsucher oder Stapel-Abarbeiter. Was sie eint, ist ihre „Mitgliedschaft“ im gleichen Club. Oft sind sie einfach hineingepurzelt. Manchmal sind sie schon 32 Jahre da. Manchmal sind sie nur „ausgeliehen“ und gehören eigentlich zu einem anderen Team. Manchmal sind sie gute Freunde, bewährte Feinde oder einfach wie Menschen, die nachts am Bahnhof auf den gleichen Zug warten.
Polarity Management
Teams bestehen aus Polaritäten, das finde ich zutiefst menschlich: Immer geht es um Zugehörigkeit und Eigenständigkeit. Verbundenheit und Autonomie. Dem Bedürfnis nach Sicherheit und dem Bedürfnis nach Aufbruch ins Neue. Bewegung und Stillstand.
Dadurch fällt die Arbeit mit Teams immer höchst individuell aus. Dies gilt für alle Formate, mit denen ich arbeite, ob Teamentwicklung, -coaching, -moderation, Teamklausuren, Teamtage, Workshops mit Teams.
Was bei oder besser mit mir nicht funktioniert, sind Standard- Schulungen, „damit es wieder läuft“. Oder ein verschämtes Verbleiben auf der Fach- bzw. Prozess-Ebene. Oder laute Action, wo immer ein Drittel der Teammitglieder halt grad so mitmacht, dass es nicht auffällt, und insgeheim denkt, dass auch dieser Tag mal vorbei geht. Vor lauter Begeisterung kriegen es die anderen gar nicht mit.
Mit Teams draußen arbeiten
Wenn ich erzähle, dass ich mit Teams auch draußen arbeite, geht es interessanterweise immer zuerst darum, was ich nicht anbiete und wofür ich nicht stehe:
- Kein Outdoor-Training im Hoch- oder Niedrigseilgarten („jetzt komm schon, trau dich!“)
- Keine – mehr oder weniger – lustige „Team-Challenge“ mit Wettbewerbscharakter
- Kein Leistungstest für Leute, die eh schon gewohnt sind und von denen erwartet wird, ständig Höchstleistungen zu bringen (furchtbare Vorstellung, außer man ist Profisportler)
- Kein meditatives Achtsamkeitscamp, wo alles mit großer Bedeutung aufgeladen ist
- Und kein „Teamcoaching“ (wird öfter so angefragt), das gerne als Belohnungs- und Moti-vationsevent gemeint ist und bestehende Konflikte „durch Spaß eliminieren soll“
Ich glaube, es braucht ganz wenig, um – geistig, emotional, körperlich – in Bewegung zu kommen: (wieder) mit Neugierde, Erwartungsfreude und Tatendurst auf sich selbst und das Team zu schauen.
Je mehr man anbietet, desto mehr braucht es beim nächsten Mal. Ob gemeinsame Action (vom Sommerrodel über Rafting zum Canyoning), persönliche „du-schaffst-es“-Herausforderung (von niedrig zu hoch balancieren) oder kompetitives Lösung von Gruppenaufgaben unter Zeitdruck. Nichts davon macht für mich und die Eckdaten meiner Arbeit viel Sinn.
Ja was macht denn dann Sinn?
Oh, jetzt ist die Seite schon zu Ende…
Jetzt käme ich erst zu dem, was ich im vorigen Blog angekündigt hatte: „Im letzten Teil meines Winterblogs werfe ich einen Blick auf Gruppen, mit denen ich draußen unterwegs bin. Gruppen können Firmen oder Bereiche sein, Teams oder Gremien. Mögliche Formate sind z.B. Teamtage mit Teamentwicklung oder Klausur- und Strategietage, teils drinnen, teils draußen. „
Also, dazu mein Beitrag definitiv im Blog Februar 2019. Danach ist auch der Winter zu Ende, und mit ihm der Winterblog. Euch noch sonnige Wintertage. Vergesst nicht, im Allgäu Urlaub zu machen! Das Allgäu im Winter