„Auf dem halben Weg unseres Lebens fand ich mich in einem dunklen Wald“ (Dante Alighieri).
Aus dem Wald wieder herausfinden, so lautete das Ziel meiner Coaching-Klientin nach einer unfreiwilligen beruflichen Trennung. Viele Berufstätige, die wir begleiten, haben ihren persönlichen dunklen Wald erlebt. Manch einem Klienten fällt es schwer, sich mit beruflichen Trennungen, Abschieden und den damit verbundenen Gefühlen auseinanderzusetzen. Was kann Coaching hier leisten? Welche Wege führen aus dem Wald heraus?
Im dunklen Wald
Woran denken wir beim Wort Trennung? An private Krisen, vielleicht an eine Scheidung? An Trauer, Wut und Ohnmacht? Diese und weitere Emotionen begleiten auch uns als Coach bei Trennungen und Abschieden im betrieblichen Umfeld. Die Auseinandersetzung damit lohnt sich!
Jedes Unternehmen produziert eine ganze Menge Trennungen, zum Beispiel betriebliche Einzelmaßnahmen wie Kündigung oder Aufhebungsvertrag. Oder die Auflösung eines Teams, ein stillschweigender Projektabbruch. Oder kollektive Trennungen bei Schließung und Sanierung von Betrieben. Auch eine oft kurzfristig wirkende Trennung von der Geschäftsführung gehört dazu. Es gibt wesentlich öfter kleinere, unauffällige interne oder externe Trennungen.
Als Coach stößt man manchmal recht explizit und manchmal eher am Rande auf betriebliche Trennungen. Oft erleben wir bei unseren Klienten und deren Umfeld die emotionalen Auswirkungen von Trennungen und die Folgen unglückseliger Abschiede. Wir bestaunen Trennungsprozesse, die schlecht, gar nicht oder nur auf der vermeintlichen Sachebene umgesetzt und kommuniziert werden. Darüber redet kaum einer gerne. Nötig wäre es.
Im Transit
Wir sollten Trennungsphasen unserer Klienten als wertvolle „Transitzone“ begreifen, durch die wir sie in dieser Zeit sinnvoll begleiten können. Diese Zone steckt voller Emotionen. Sie bietet durch die Kraft eines angemessenen Abschieds gute Chancen für einen Wiederaufbruch. Wir Coaches wirken hier als „Wanderführer“ und begleiten unsere Klienten auf ihrem oft mühseligen Übergang von nicht mehr über wohin jetzt? zu noch nicht.
Hilfreich in meiner Arbeit ist die vertiefte Beschäftigung mit Themen wie Trennung, Abschied und Trauer, aber auch mit der Dynamik von Veränderungsprozessen. Eine für meine Coaching-Klienten und mich praktikable Methode ist das Haus der Veränderung mit seinen vier Zimmern (Selbstzufriedenheit, Verleugnung, Verwirrung und Erneuerung). Das Modell lehnt sich an Trauermodelle wie das von Verena Kast oder Erika Schuchardt an. Man kann damit wunderbar draußen in der Natur auf einem ruhigen, geschützten Fleckchen mit Blick zum Horizont arbeiten. Der Wald ist dann weit weg.
Foto (Patrick Schingnitz): Vortrag im Rahmen des HAM Coaching-Kongresses am 23.02.2018.
https://www.coaching-kongress.com/programm/