Teil 1: Warum und wozu?
In meiner Arbeit mit jungen, schnell wachsenden Unternehmen in Gründung und Nachfolge erlebe ich oft, dass Budgets vor allem mit Blick auf Rentabilität erstellt werden. Aktuell beschäftigen sich viele Kunden intensiv mit der Frage nach ihrer Liquidität und deren Steuerung, nach dem „wie viel?“ und „wann?“ ihrer Geldflüsse.
Ich habe zum Thema Liquiditätssteuerung diesen Blog verfasst, Teil 1 zum WARUM und WOZU, Teil 2 zum WIE. Und erstmal Chat GPT gefragt: „Warum ist eine Liquiditätssteuerung für Gründer und Startups so wichtig?“
„Eine effektive Liquiditätssteuerung ist für Gründer und Startups besonders wichtig, weil sie die Grundlage für das Überleben und Wachstum in der Anfangsphase eines Unternehmens bildet. Startups stehen vor besonderen Herausforderungen, die sie oft anfällig für Liquiditätsengpässe machen.
Liquiditätssteuerung bedeutet, den Geldfluss im Unternehmen so zu planen und zu steuern, dass jederzeit genug flüssige Mittel für Ausgaben wie Miete, Gehälter oder Materialkosten zur Verfügung stehen. Gerade kleine Unternehmen mit begrenzten Ressourcen und oft schwankendem Umsatz sind auf eine solide Liquiditätsplanung angewiesen, um finanzielle Engpässe zu vermeiden.“
Hier meine eigenen Überlegungen dazu:
- Wer gründet, entwickelt früh eine gute Einschätzung von Liquidität und Finanzierbarkeit – das bewährte Bauchgefühl. Ab einem Wachstums-zeitpunkt X reicht das nicht mehr, und Entscheidungen sollten (auch) zahlenbasiert getroffen werden: Mit wachsendem Umsatz, Personalauf-bau, Erhöhung der Fixkosten, Investitionen etc. wächst auch die Komplexität der Geldflüsse. Diese sollten systematisch erfasst werden.
- Personalaufbau geht oft einher mit weiteren Aufwendungen, gerne auch fix, wie Leasingwagen, Fahrt- und Reisekosten, zusätzliche Lizenzen, Weiterbildungen, zusätzliche Anschaffungen von Hardware und Software. Beabsichtigte Umsatzsteigerungen müssen erst den Zyklus über mehr bzw. höhere Aufträge, deren Fertigstellung und Fakturierung sowie den Zeitpunkt des Geldeingangs durchlaufen: Diese nicht synchronen Geldbewegungen sind in einer rollierenden Liquiditäts-steuerung sehr gut sichtbar (s. Teil 2).
- Enorme Tücken kann das Monitoring der jeweiligenGeldflüsse externer Geldgeber aufweisen: Fördergelder für Projekte, die zum einen oft eine Vorfinanzierung erfordern, und deren Eigenanteil (je nach Projekt 10% – 50%) nicht nur in der Projektkalkulation und -abrechnung, sondern auch in der Bewegung der Geldflüsse berücksichtigt werden muss. Oder Darlehen mit tilgungsfreiem Zeitraum von 12/24 Monaten, wo der Rückzahlungszeitraum bei Vertragsabschluss in erfreulich weiter Ferne liegt. Kommen mehrere Darlehen bzw. rückzahlbare Geldzuflüsse zusammen, sollten die Geldabflüsse von Tilgungs- und Zinsbeträgen in einer mehrjährigen Liquiditätsplanung erfasst und gesteuert werden. Ein Tilgungsstart kommt immer ungelegen! Und: Finanzierungen können sich auch mal zeitlich verschieben – die Ausgaben leider nicht immer…
- Wichtig ist, die Geldbewegungen des eigenen Business klar zu haben: Kennst du die Laufzeit(en) deiner Forderungen, z.B. nach Kundenarten? Wann bezahlst du deine Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten und Dienstleistern? Kannst dir leisten, mit Skonto zu bezahlen? Hast du größere Lastschriften und Dauer-aufträge, die pünktlich abgebucht werden? Wie lange finanzierst du deine Erlöse durch Waren- oder Materialeinkäufe vor (hast du auch ein Lager, das Kapital bindet?). Wie und wann finanzierst du deine Investitionen (die es für das geplante Wachstum braucht)? Wieviel Cash benötigst du für dich selbst?
- Ich habe früher als Buchhändlerin gearbeitet. Hier sind die saisonab-hängigen Umsätze und damit Geldflüsse besonders ausgeprägt (wie meist im Einzelhandel): Der Wareneinkauf erfolgt teilweise Monate vor den Verkaufserlösen. Ein starkes 4. Quartal mit dem Weihnachtsgeschäft muss die schwachen Monate bis Ostern mit ausreichend Cash versorgen und das Sommerloch finanzieren. Wie überbrückst du in den Monaten mit niedrigen Geldzuflüssen deine gleichbleibend hohen Fixkosten?
Das Fazit habe ich wieder von Chat GPT erstellen lassen:
„Eine durchdachte Liquiditätssteuerung ist – nicht nur – für Gründer und Startups entscheidend, um finanzielle Stabilität und Flexibilität zu gewährleisten und langfristiges Wachstum zu ermöglichen. Sie minimiert das Risiko von Zahlungsausfällen. Eine transparente Liquiditätssteuerung zeigt Investoren, Banken und Geschäftspartnern, dass das Unternehmen gut organisiert und professionell agiert. Sie kann bei Verhandlungen ein großer Vorteil sein.“
Zum Abschluss ein Praxistipp:
Buchhaltungsdaten (BWA, GuV) sind nicht identisch mit Geldflüssen!
Nicht cash-relevant sind zum Beispiel Abschreibungen, Rückstellungen, Abgrenzungsbuchungen. Eine Liquiditätsplanung enthält weiterhin Geldflüsse von Darlehen (Auszahlung, Zins, Tilgung), von Investitionen in Anlagevermögen oder Privateinlagen oder -ausgaben. Nicht zu vergessen die Mehrwertsteuer-Zahllast, der Saldo aus erhaltener und bezahlter Umsatzsteuer. Dieser kann punktuell sehr hoch sein und ist bei monatlicher UST-Voranmeldung recht kurzfristig einzuplanen und zu zahlen.